Skip to main content

News

WAS BEI UNS
PASSIERT.

Olympia 2012: Deutsches Team mit Nachholbedarf im Internet

Die Olympischen Spiele 2012 in London werden das bisher digitalste Sportereignis der Welt. Deutschlands Athleten aber haben Nachholbedarf in Sachen Internet und Social Media – das ergab eine Studie von kpunktnull.

Weitsprung-Europameister Christian Reif kann beruhigt sein: Auch er wird in die Betten des Olympischen Dorfs passen. Unter anderem der ORF hatte die Meldung (die eigentlich jedem halbwegs intelligentem Menschen als potenzielle Ente ins Auge fallen müsste) verbreitet, die Matratzen seien nur 1,73 lang. Beruhigt wurde Reif von Bahnradsportlerin Miriam Welte – via Twitter:  „Du wirst auch reinpassen.“ Derweil frotzelt Turn-Star Fabian Hambüchen mit Mitgliedern der deutschen Hockey-Mannschaft und Ruderin Kathrin Marchand vermisst in Eton einen Coffeeshop.

Es macht Spaß, diese Konversationen aus London zu verfolgen. Man spürt die Vorfreude, die Anspannung, den Teamgeist der Olympioniken. Aber: Es ist bezogen auf die deutschen Athleten die Ausnahme. Denn insgesamt hat das Team gewaltigen Nachholbedarf in Sachen Internet, wie eine Untersuchung von kpunktnull. Nur 42 Prozent der 392 Athleten des Olympia-Teams besitzen eine Homepage, magere 30,2 Prozent eine Facebook-Page. Mit 18,2 Prozent nutzen noch weniger Twitter als Marketing- und Kommunikationsinstrument.

„Na und?“, könnte man fragen, „Das sind doch Sportler, die sollen sporteln.“ Doch so einfach ist das eben nicht. Das System der Sportförderung steht unter Beschuss, gleichzeitig saugt der Fußball einen immer größeren Anteil der Sponsorengelder ab und selbst die Öffentlich-Rechtlichen übertragen nur noch selten Randsportarten. Wer als Athlet von seinem Sport leben will muss sich vermarkten. Doch das fällt selbst bekannten Namen verdammt schwer. Eine gute Homepage wäre der erste Schritt, um Sponsoren Raum zu bieten, vielleicht  gepaart mit einem Blog um Fans zum Wiederkommen Anlass zu geben. Doch in der gesamten deutschen Olympia-Mannschaft bloggen gerade einmal 12 Sportler – davon fünf Ruderer. Auch Experimente mit Videos, wie das Youtube-Tagebuch von Schwimmer Steffen Deibler, sind die Ausnahme (und auch Deibler bindet die Sponsoren nicht in die Videos ein).

Ein Erfolg im Social Web ist dabei unabhängig von der Sportart oder der Präsenz in Fernsehen oder Zeitung: Tennis-Star Philipp Kohlschreiber schafft es bei Facebook auf nicht einmal 3.500 Fans und wird überholt von Judoka Ole Bischof (9.600 Fans) oder Degenfechterin Monika Sozanska (5.000).

Die Top-Facebooker im deutschen Team sind die zwei Taekwondo-Kämpfer: Sie verfügen beide über eine Facebook-Page. Knapp dahinter folgen die Tennis-Spieler, von denen 85,7% dieses Marketing-Instrument nutzen, die Turner mit 84,2%, das Tischtennis-Team (71,4%) sowie die Schwimmer (60,5%). Ganz hinten: die beiden Bogenschützen, von den sich keiner in das Social Web wagt.

Ebenfalls traurig sieht es in Sachen Twitter aus. Radsportler und Tennisspieler nutzen den Dienst zu 57%. Einerseits sind dies in Sachen Management recht fortschrittliche Sportarten, erst recht wenn es um die BMX-Fahrer geht. Andererseits zeigt sich auch international, dass die Sportler Twitter schätzen, die relativ viel reisen oder viel mit internationalen Teamkollegen zu tun haben. So sind beispielsweise eine ganze Reihe DTM-Fahrer auf Twitter zu finden und auch viele Profis des kpunktnull-Kunden Deutsche Eishockey-Liga (DEL).

Die Feldhockeyspieler liegen mit 32,4% zwar noch hinter den Seglern (33,3%) glänzen aber seit einigen Tagen mit erhöhter Aktivität. Sportler aus gleich sechs Disziplinen verweigern sich hier komplett: Fünfkampf, Gewichtheben, Reiten, Ringen, Schießen und Taekwondo.

Sieht das in anderen Ländern anders aus? Ja. Längst haben Sportler erkannt, dass sie sich über das Social Web unabhängiger machen können von klassischen Sportmedien wie von der Yellow Press. Wie krass die Unterschiede sind zeigt ein Beispiel aus dem Schwimmen: Während US-Star Michael Phelps 5,4 Millionen Fans auf Facebook zählt, erreicht sein deutscher Widersacher Paul Biedermann gerade einmal 0,1% davon. Sein Management hat sich anscheinend nicht einmal die Vanity-URL (also den simplen Link) bei Facebook gesichert. Biedermann wird damit Phelps vielleicht im Becken schlagen – aber die besseren Argumente bei Sponsoren dürfte der Amerikaner haben.

Weitere Themen finden Sie hier


Keine Kommentare vorhanden


Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*